Evi Pencz hat Kommunikationsdesign studiert und wirkt derzeit als 3D-Artist in einem kleinen 3D-Animationsstudio mit. Wenn sie nicht designt, treibt sie Sport oder kocht und isst vegetarisch. Generell wirbelt sie aufgeweckt und neugierig durchs Leben. Ein Gespräch über ferne Welten, den Ernst des Lebens und ein kleines bisschen Perfektionismus.
Kerstin sagt immer zu mir: „Julia, du bist so jung.“ Und wenn ich dich und Nane sehe, denke ich, „Wow, ihr seid so jung.“ Wie auch immer: Wovon träumst du in diesem Leben?
Das ist eine schwierige Frage. Beruflich weiß ich noch nicht, wo ich hin will. Daher habe ich da auch noch keinen Traum. Spontan würde ich sagen: Ich träume davon, um die Welt zu reisen. Ich würde gerne nochmal nach Thailand.
Warum um die Welt reisen?
Ich war jetzt dreieinhalb Jahre Studentin und hatte in der Zeit nicht das Geld, wegzufahren. Wenn ich verreist bin, dann nur sehr nahe dran, also entweder nach Deutschland oder im Winter war ich mit meinen Eltern in Norwegen. Und ich war ein Wochenende in London. Aber ich bin ein großer Fan davon, fremde Kulturen und fremdes Essen kennen zu lernen. Und deshalb möchte ich nochmal in Länder reisen, die exotischer sind. Nur dafür brauche ich erstmal ein bisschen Cash.
Frag mal Kerstin, wie sie das macht – unsere Reisefrau Nummer eins. Angenommen, auf deiner Reise würdest du dich selber treffen. Was an dir fändest du total sympathisch?
Wenn ich mich treffen würde, würde ich sicher denken: „Ui, was ist das denn für eine?“. Aber ich denke ich würde meinen Humor mögen.
Wieso hast du Design studiert?
Ich wusste nach der Schule nicht richtig, was ich wirklich machen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass das Einzige, was ich wirklich gut kann, zeichnen und gestalten ist. Und dann habe ich über den Cousin meines Ex‘ über den Studiengang Kommunikationsdesign erfahren. Da hatte ich das Gefühl, dass das genau mein Ding ist und ich so mit meinem Hobby Geld verdienen könnte.
Wenn du sagst, dass du „nur“ gut Zeichnen kannst: Worin warst du denn für dein Gefühl richtig schlecht?
Chemie. Wobei ich erst gut war, aber dann haben wir eine neue Lehrerin bekommen. Die war keine Pädagogin, sondern Diplom-Chemikerin. Die hatte es natürlich mega drauf aber sie konnte einfach nicht unterrichten. Und so habe ich das Interesse verloren.
Geht es beim Design eigentlich darum, Dinge „schön“ zu machen?
Ich würde sagen, ja. Ich versuche schon, dass die Dinge schön aussehen. Und gleichzeitig müssen sie interessant sein. Aber sie müssen vor allem auch eine bestimmte Funktion erfüllen. Wenn ich zum Beispiel einen Text gestalte – so wie jetzt auf der neuen 40 Stunden Seite – dann muss die Schrift nicht nur schön sein, sondern sie muss auch gut lesbar sein. Außerdem muss der Grauwert der Textfläche stimmen, damit es für das Auge angenehm ist. Das sind Kleinigkeiten aber die sind extrem wichtig.
Was macht das mit Menschen, wenn Dinge schön sind?
Der Mensch starrt sie dann an. Menschen sind Voyeuristen.
Ist das nicht voll unfair dem Unschönen gegenüber?
Schon, aber das liegt ja auch im Auge des Betrachters. Ich finde bestimmt ganz viele Dinge schön, die andere Leute vielleicht nicht schön finden. Nacktkatzen werden von vielen Menschen als eklig und hässlich empfunden. Aber ich finde sie total interessant und schön. Am Ende hat irgendwie alles seine Schönheit.
Seit Anfang des Jahres hast du nun deinen Abschluss in der Tasche.
Ja…
Hast du das Gefühl, dass jetzt der Ernst des Lebens beginnt?
Ich habe ein bisschen Bammel davor, ja. Ich glaube schon, dass es ernster wird. Es wird sich viel ändern, auch das Kindergeld und die Versicherungen. Oh Gott, Versicherungen. Ich mag jetzt noch gar nicht daran denken.
Versicherungen sind also das Problem?
Und ich bin aufgeregt. Irgendwie traue ich mir noch nicht so viel zu. Wenn da jetzt jemand käme, und würde sagen „Mach mal den Auftrag“, dann weiß ich einfach nicht, ob ich das auf Anhieb hinkriegen würde. Ich bin so perfektionistisch und brauche dann eben auch meine Zeit. Und manchmal dauert es einfach, dass bei mir der Knoten platzt. Ich habe Schiss vor den Deadlines. Die sind mit Sicherheit kürzer als die, die wir an der Uni hatten.
Wie sähe dein Traumarbeitsplatz aus?
Ich brauche nette Menschen um mich herum. Ein nettes Arbeitsklima ist mir extrem wichtig, wo man sich duzt und sich unterstützt anstatt so ein Konkurrenzkampf-Gehacke zu machen. Leider hört man böses über die Branche. Aber man hört generell immer viel zu sehr beim Bösen hin und überhört das Gute.
Was ist Erfolg für dich?
Ich glaube Erfolg ist für mich, wenn ich mit mir zufrieden bin – nicht unbedingt, wenn andere mit mir zufrieden sind. Mein Perfektionismus ist schon krass.
Warum machst du bei 40 Stunden mit?
Ich mag an 40 Stunden, wie nah das Format den Menschen kommt. Und ich mag es, im Team etwas zu kreieren. Mir ist wichtig, dass ein Projekt eine relevante Message hat und die hat 40 Stunden.
Wie lautet die aus deiner Sicht?
Jeder Mensch hat andere Ziele und andere Wünsche. Er wird nicht dadurch definiert, welchen Job er hat oder was er trägt. Es sind die Entscheidungen die ein Mensch trifft und die Träume, die er verfolgt.
Hast du ein Lieblingsinterview?
Ich mag das mit der Klofrau unglaublich gerne, weil das so polarisiert. Und das Interview mit der Prostituierten finde ich auch gut. Die ist einfach so unglaublich professionell. Ich habe ihren Job noch nie als professionellen Beruf wahrgenommen. Sie ist ein echter Profi.
Was wärst du geworden, wenn du nicht Designerin geworden wärst?
Ich wäre vielleicht Bühnenbauer oder -gestalter geworden. In der neunten oder zehnten Klasse habe ich mal ein Praktikum im Malsaal des Thalia Theaters gemacht. Da habe ich geholfen, die großen Kulissen für kommende Stücke zu bauen. Das war cool, weil man dabei mit vielen verschiedenen Materialien arbeiten musste. Und gleichzeitig mussten alle Arbeiten gut geplant werden. Das war eine super spannende Zeit für mich.
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