Fotografie Laura Heigwer

Fotografie ist etwas extrem persönliches.

Fotografie Laura Heigwer
Portrait Fotografin Laura Heigwer

Laura Heigwer arbeitet in einer Werbeagentur und ist nebenberuflich Fotografin. Beide Jobs verbindet das Arbeiten mit Menschen. Wenn der Alltag zu langweilig wird, geht sie auf Reisen – etwas, wofür sie sich extrem schnell begeistern lässt. Ein Gespräch über die Suche nach dem “richtigen” Job, über ein Bild ihrer Oma und das 40-Stunden-Team im Urlaub.

Unser Team besteht aus lauter Reisemenschen. So auch du. Berge oder Meer?

Berge. Neuerdings zumindest, seitdem ich auf Gran Canaria war. Ich konnte mich einfach nicht satt sehen. Berge sehen einfach immer anders aus. Wobei das Meer für mich auch immer ein Sehnsuchtsort bleiben wird.

Stadt oder Land?

Stadt. Ich mag die Lebendigkeit in Städten. Das Land wird mir immer irgendwann zu langweilig.

Mal fernab von realen Plätzen: Wie sieht dein perfekter Ort auf dieser Welt aus?

Kennst du Gilmore Girls? Stars Hollow ist in meinen Augen der perfekte Ort – die Stadt aus der Serie. Alle dort sind ein bisschen verrückt und irgendwie halten sie trotzdem alle zusammen. Das Örtchen liegt kurz vor New York, also in der Nähe einer Großstadt, ist aber selber klein und heimelig und fühlt sich an wie eine große Familie. Diese Vorstellung finde ich sehr schön.

Was macht einen Menschen zu diesem “verrückten Menschen”, den du beschrieben hast?

Ich weiß nicht so genau. Er muss offen sein und das was er tut – und sei es wenn er Bäcker ist – irgendwie anders machen als andere.

Also Verrücktsein heißt für dich, Dinge anders zu machen?

Ja. Aber ich meine das sehr positiv. Ich glaube es ist immer gut, wenn du ein bisschen anders bist als die anderen und dich auf deine Weise abgrenzen kannst.

Ist das eine einfache oder eine schwere Lebensaufgabe?

Mir fällt das schwer. Und ich finde, es wirkt bei Menschen auch oft sehr aufgesetzt. Menschen ähneln sich schon auch. Aber irgendwie will jeder auch ein Individualist sein. Oft wirkt das dann auch sehr krampfhaft und aufgesetzt.

Aktuell arbeitest du in einer Agentur. Welches Klischee stimmt, welches ist falsch?

Richtig ist die Sache mit den Überstunden. Falsch ist, dass wir alle koksen.

Beruf oder Berufung?

Sicher Beruf. Aber ich kann von ganz vielen Dingen träumen. Ich weiß, dass ich irgendwas mit Fotografie machen will. Und dann sehe ich mich einen Tag mit dem Laptop in der Hängematte auf Bali liegen und ich bin digitaler Nomade. Mal denke ich, es wäre toll ein eigenes Café zu haben. Und dann denke ich an Hamburg und die Agentur und dass ich am nächsten Tag ein Fotoshooting habe. Das mit dem Café klingt ziemlich romantisch für mich. Ein Ort, wo Leute hinkommen, sich treffen und sich wohlfühlen. Ich weiß gar nicht, ob ich mit einem Café glücklich wäre, aber in meiner Vorstellung ist das einfach schön.

Also bist du ein Mensch, der auf der Suche ist.

Ja, schon. Ich hoffe, dass ich irgendwann an einen Punkt komme und sagen kann: Das ist es jetzt. Und das kann ich dann den Rest meines Lebens machen und so gehe ich in Rente. Oder auch nicht…. Es ist schwierig.

 

Fotografin Laura Heigwer bei der Arbeit

Wie bist du zum Fotografieren gekommen?

Das hat sich bei mir im Laufe der Jahre auf Familienveranstaltungen ergeben. Ich fand es toll, Erinnerungen festhalten zu können. Und ich mochte es zu sehen, wie sich die Menschen verändern. Mittlerweile fotografiere ich jeden aus meiner Familie einmal im Jahr im Portrait. Und zum anderen habe ich durch die Fotografie etwas Voyeuristisches in mir entdeckt. Ich finde es unglaublich spannend, Menschen zu fotografieren, wenn sie es gar nicht merken und dann ein total natürliches Verhalten auf den Bildern widergespiegelt wird. Fotografie ist etwas extrem Persönliches. Und das fasziniert mich.

Gibt es ein Bild, auf das du besonders stolz bist?

Es gibt ein Bild von meiner Oma, das ich echt liebe. Und wahrscheinlich würde sie es ziemlich furchtbar finden. Es ist schwarz-weiß, ziemlich hart in den Schatten und es zeigt sie einfach als eine alte Frau – sie ist nunmal 90 Jahre alt. Es fasziniert mich, denn jede einzelne Falte erzählt mir ihr Leben in diesem Bild.

Weißt du noch, wie das Bild entstanden ist?

Ja, das war an Silvester, in einem ziemlich ruhigen Moment und wir haben uns einfach unterhalten.

Was ist Erfolg für dich?

Erfolg ist für mich, glücklich mit dem zu sein, was ich tue. Wenn ich abends ins Bett gehe und zufrieden bin mit dem, was ich getan habe, und einen schönen Tag hatte.

Warum machst du bei 40 Stunden mit?

Ich finde es mit am spannendsten, “normale” Menschen in ihrem “normalen” Umfeld zu erleben, das bildlich festzuhalten und außerdem etwas über ihre Geschichte zu erfahren. 40 Stunden beschäftigt sich mit Alltäglichem, was eigentlich banal ist, aber in der Realität ist es eben gar nicht banal, weil so spannende Geschichten darin stecken. Wenn man sich die einzelnen Geschichten anschaut, dann sieht man, dass sich einfach eines der eigenen Klischees bewahrheitet.

Welches ist dein Lieblingsinterview?

Den Neurochirurgen fand ich ganz spannend. Ich dachte Patienten würden irgendwann zu Nummern. Er hat mich gelehrt: Nein. Es gibt Ärzte, die sehen trotz allem immer noch die ganze Person. Toll.

Letzte Frage: Am Anfang haben wir ja festgestellt, dass unser Team total reisebegeistert ist. Angenommen wir würden zusammen wegfahren, wo würde es uns hin treiben?

Wir sind ja alle super verschiedenen. Insofern glaube ich, wäre es nicht gut, wenn wir auf eine einsame Insel fahren würden. Ich denke ein Städtetrip wäre gut. Da können wir ausstreuen. Und dann sehen wir uns zum Abendessen wieder und jeder erzählt.

 

Flatlay Laura Heigwer

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