Design Nane Mehlhorn

Tattoos sind für mich ein Weg, mich selber auszudrücken.

Design Nane Mehlhorn
Portrait Designerin Nane Mehlhorn

Nane Mehlhorn hat Kommunikationsdesign in Hamburg studiert und startet nun in einem Start up Unternehmen als Projektmanager E-Commerce und Social Media. Sie mag modernes Design genauso wie die alten Meister der klassischen Kunst. Ihre große Liebe gilt aber – unübersehbar – den Tattoos. Ein Gespräch über Kunst auf der Haut, Arbeitswelten und Lebenswege.

Als ich dich zum ersten Mal getroffen habe, dachte ich, “Wow, krasse Tattoos!”.

Mir fällt jetzt auch immer öfter auf, dass Leute mich zuerst über meine Tattoos wahrnehmen. Und letztlich geht mir das auch so, wenn ich jemandem begegne, der tätowiert ist. Dann sehe ich auch zuerst das Motiv und denke “Wow, was steckt da wohl hinter?” und erst dann nehme ich den Menschen selber wahr.

Wie ist das für dich, wenn du über deine Tattoos wahrgenommen wirst und weniger über Nane „selber“?

Hm, ich weiß was du meinst. Es ist schon anders, wenn man tätowiert ist. Aber ich weiß gar nicht, ob ich das wirklich schlimm finde. Tattoos sind für mich ein Weg, mich selber auszudrücken und sie sind eine Kunstform für mich. Mich über meine Tattoos wahrzunehmen, sagt sehr viel über mich aus und gibt viel preis. Vielleicht erkennt man dadurch, was ich für ein Typ bin.

Und, was bist du für ein Typ?

Ich sage immer gerne, dass ich nicht so ein Mädchen Mädchen bin. Ich kann mich mit Pink- und Rosatönen nicht besonders gut anfreunden. Und mir wird immer gesagt, dass ich eine coole Socke bin. Keine Ahnung ob das stimmt. Das so zu sagen ist schwierig.

Welches deiner Tattoos beschreibt dich am besten?

Das sind wahrscheinlich zwei Motive. Mein erstes Tattoo war der Schriftzug „enjoy your life“ auf meinem rechten Unterarm. Das beschreibt mein Lebensmotto. Genieße dein Leben, mach worauf du Lust hast. Und das andere wichtige Motiv trage ich auf der Hand, ein Totenkopfschwärmer – ein Motte. Damit assoziiert man womöglich sofort etwas Negatives, aber ich finde diese Tiere einfach wunderschön und es sind ganz zarte Wesen, die sehr zerbrechlich sind.

Erinnert mich an Carpe Diem und Memento Mori.

Ja, vielleicht. Man sollte einfach jeden Moment nutzen. Ich muss noch dazu sagen, dass Tätowierungen bei uns so ein Familiending sind. Fast jeder in meiner Familie ist tätowiert. Mit 17 – also recht früh – habe ich mein erstes Tattoo bekommen. Das war einfach spannend und hat mir auch eine andere Sichtweise auf mich selber gegeben.

Warum hast du Design studiert?

Ich wollte nie so einen langweiligen Bürojob. Ich wollte immer etwas Kreatives machen, in dem ich mich ausleben kann. Ich bin ein ziemlicher Kunstfan. Ich hatte einfach das Gefühl, ich kann meine Liebe zur Kunst mit etwas verbinden, mit dem ich dann auch Geld verdienen kann.

Du und Evi habt ja Anfang des Jahres die Uni beendet. Nun geht es also tatsächlich los mit dem Geldverdienen. Wie fühlt sich das an?

Das ist ziemlich gruselig muss ich sagen. Ich bin auch neugierig, wie das wohl ist, jeden Tag zur Arbeit zu gehen und auch 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Aber es macht mir auch Angst, weil damit auch eine ganze Menge Veränderungen einhergehen. Ich muss Versicherungen abschließen und Verträge unterschreiben. Wow! Aber ich glaube am meisten trägt und begleitet mich dann doch die Neugierde.

 

Tattoo Nane Mehlhorn

Wie stellst du dir deine perfekte Arbeitswelt vor?

Es wäre perfekt, wenn ich coole Kollegen hätte und ich in einer Firma arbeite, mit der ich mich identifizieren kann und deren Werte ich auch vertrete. Und entspannte Arbeitszeiten wären auch nicht schlecht. Aber das mit den Kollegen ist mir echt am wichtigsten. Alles andere führt zu Stress und erschwert das Arbeitsleben.

Und wie sieht dein Traumjob aus?

Das kann ich noch gar nicht so richtig sagen. Vielleicht fange ich erstmal im Projektmanagement an, also an der Verbindungsstelle zwischen Kunden und Design. Da würde ich dann beratende und organisatorische Punkte begleiten. Das würde mir gut gefallen.

Also muss es für dich gar nicht die Design-Stelle geben?

Genau. Gerade in den höheren Semestern an der Uni habe ich gemerkt, dass das, was man in der Uni macht, und das, was am Ende ein Designer in der Realität macht, doch völlig verschiedene Dinge sind. Als Designer muss man sich auch viel mit Kunden rumärgern und man kann seine Entwürfe gar nicht so umsetzen, wie man es persönlich am besten finden würde. Daher würde mir ein Mittelweg ganz gut gefallen – also eine gute Agentur, wo Design schon eine Rolle spielt, wo ich aber auch organisatorische Dinge übernehmen kann. Organisieren liegt mir einfach.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Ich glaube, das ist für mich recht klassisch definiert. Es wäre für mich Erfolg, wenn ich mein Leben so führen kann, wie ich es mir wünsche und wie ich es richtig finde und ich auch finanziell uneingeschränkt leben könnte. Also es wäre schon schön, sagen zu können, „Hey, ich fahre jetzt mal drei Monate in den Urlaub.“ Das wäre für mich Erfolg.

Warum machst du bei 40 Stunden mit?

Ich fand es toll, dass das Projekt Menschen über ihre eigene individuelle Persönlichkeit darstellt. Ich finde, dass man in der heutigen Gesellschaft schnell auf das reduziert wird, was man macht. 40 Stunden zeigt die Menschen mit ihren Berufen aber reduziert sie eben nicht auf den Beruf. 40 Stunden setzt sich mit dem Menschen auseinander und stellt ihn in den Vordergrund.

Hast du ein Lieblingsinterview?

Ja, tatsächlich der Tätowierer. Ich kann sehr gut nachempfinden, was der geantwortet hat und wie er die Kunst des Tätowierens sieht.

Was hat dich besonders beeindruckt?

Ich glaube er hat gesagt, dass seine Tattoos für ihn wie eine Art Tagebuch funktionieren. Da habe ich lange drüber nachgedacht und habe dann für mich gemerkt, dass mir das auch so geht. Meistens ist es so, dass man sich ein Tattoo stechen lässt, weil irgendetwas passiert und man etwas festhalten möchte. Mit diesem Gedanken kann ich mich einfach sehr gut identifizieren.

Glaubst du, dass es was in deinem Leben geben kann, was man nicht als Bild festhalten kann?

Ich glaube es ist sehr schwierig, bildlich ein Lebensziel festzuhalten. Man trägt ein solches Motiv ja sein Leben lang und so ein großes Ziel kann sich ja auch ändern. Vermutlich kann man es aber auch einfach nicht festhalten. Und vielleicht muss man das auch einfach nicht.

 

Flatlay Nane Mehlhorn

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