Fotografie Stefan Roehl

Leidenschaft schlägt Talent.

Fotografie Stefan Roehl
Portrat Fotograf Stefan Roehl

Stefan Roehl ist Fotograf für Reportage- und Portraitfotografie. Bis er Fotograf wurde, hat er mit den verschiedensten Jobs Geld verdient: Ware im Supermarkt ausgepackt, im Zooladen Schlangen mit Mäusen gefüttert und im eigenen Laden Platten verkauft. Ein Gespräch über ungewöhnliche Lebensläufe, seinen Weg in die Fotografie und über 40 Stunden als “Tier-Song”.

Was ist dein Lieblingsessen?

Alles, was mit Cheeseburgern und Hamburgern zu tun hat. Da werde ich sehr, sehr schwach.

Du weißt, warum das meine erste Frage ist, oder?

Ja, weil alle im Team wissen, dass ich ein bisschen krüsch bin, wie man in Hamburg sagt. Wobei ein bisschen vielleicht ein bisschen untertrieben ist.

Bislang war dein Lieblingsessen bei unseren Teamtreffen war auf jeden Fall Nudeln mit dem guten Curry Gewürz Ketchup von Hela.

Ja, das war super.

Und was isst du gar nicht?

Krüsch zu sein, hat nicht nur mit Geschmack zu tun, sondern auch mit Konsistenz. Also Eier könnte ich niemals essen. Und Tomaten gehen gar nicht klar, wobei Tomaten Ketchup gut ist. Paprika schmeckt einfach nicht. Und Avocado auch nicht und die ist weich. Senf geht auch gar nicht. Es ist nicht so einfach. Meine Frau hasst es.

Ich esse so ziemlich alles, komme aber gar nicht auf Tiere klar. Das ist bei dir anders, schließlich warst du mal Zoofachverkäufer und hattest sogar einen eigenen Zoobedarfsladen.

Das einzige Mal, dass ich angestellt gearbeitet habe, war in meiner Ausbildung zum Zoofachverkäufer, ja. Ich war für die Fische zuständig, aber habe auch die Schlangen mit Mäusen gefüttert. Ich hatte und habe immer Flausen im Kopf und irgendwann habe ich gedacht, dass ich auch so einen Laden führen könnte. Und dann habe ich mich selbstständig gemacht und hatte ein eigenes Geschäft. Es war ein bisschen wahnsinnig und es ging nicht gut.

Was genau ging nicht gut?

Naja, also meine eigentliche Liebe gilt der Musik und weniger den Tieren. Ich hatte wahrscheinlich den einzigen Zooladen in ganz Hamburg, in dem mehr Konzertplakate als Kratzbäume im Schaufenster zu sehen waren. Ich habe zu der Zeit ganz viele Bands supported und auch gebooked und ich habe ein großes deutschsprachiges Magazin im Internet geleitet. Und da habe ich einfach mehr Energie reingesteckt als in den Zooladen.

Völlig folgerichtig hast du dann als nächstes einen Plattenladen gegründet.

Ja, so ähnlich. Ein ehemaliger Kunde kam zu mir und erzählte mir, dass es bei ihm im Plattenladen nicht so gut läuft und er Ärger mit seinem Mitstreiter hat. Er hat mich dann gefragt, ob ich das nicht mit ihm machen will. Und wie ich so bin, habe ich gesagt: „Geile Idee, lass uns das machen.“

Und der hat dann geknallt?

Ja, der lief gut. Kratzbäume waren ein Job und Pflicht, aber Platten, das war meine Leidenschaft. Wow, ich habe so viele Platten verkauft. Wenn ich eine Band mochte und sie promotet habe, dann habe ich teilweise mehr Platten von denen verkauft als der Saturn an der Mönckebergstraße. Wir haben den Plattenladen echt lange geführt und der war super erfolgreich. Aber irgendwann habe ich mich ausgeklinkt und bin zur Fotografie gewechselt.

Tomaten sind eine Herausforderung aber Jobwechsel sind easy…

Naja, nicht so richtig. Es waren irgendwie auch immer fließende Übergänge. Das erste Bild, an das ich mich erinnern kann, was ich damals gemacht habe, war ein Konzertfoto von Lotto King Karl – mit einer Casio XYZ, 8-Megapixel-Kamera. Und dann bin ich nach Australien gegangen, was damals ein ziemlicher Lebenstraum war und habe mir dafür meine erste vernünftige Spiegelreflexkamera gekauft. Und in Australien bin ich dann süchtig nach Fotografieren geworden. Ich hatte einen unglaublichen Wissensdurst und habe mir ganz viel selber beigebracht. Als ich wieder in Hamburg war, hatte ich den Plattenladen noch, aber habe eben immer mehr Aufmerksamkeit in die Fotografie gesteckt – habe Kurse belegt, Kameras gekauft, Objektive ausprobiert. Und irgendwann konnte ich gut von der Fotografie leben und habe mit dem Plattenladen aufgehört.

 

Fotograf Stefan Roehl postet was bei Instagram

Nun bist du seit sechs Jahren Fotograf und gibst auch selber Kurse. Gibt es ein Bild, auf das du besonders stolz bist?

Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe aber nicht auf ein einzelnes Bild. Es freut mich, dass es Promis und Agenturen gibt, die sagen: „Wir finden gut was du machst.“ Und wenn Leute vor meiner Kamera stehen und sagen „Du machst das schon.“ Das freut mich auch enorm.

Was muss ein guter Fotograf können?

Man muss in der Lage sein, sich auf sein Gegenüber einlassen zu können. Und man braucht Zeit. Ein guter Fotograf darf das nicht einfach als Job abtun, sondern muss da seine ganze Leidenschaft reinstecken. Denn Leidenschaft schlägt Talent.

Wann ist ein Bild ein gutes Bild?

Es ist ein gutes Bild, wenn das Gegenüber sich mit dem Bild wohl fühlt.

Und was ist Erfolg für dich?

Erfolg bedeutet für mich, dass man das, was man im Kopf hat, auch schafft. Und wenn man etwas wagt, ohne an die Konsequenzen zu denken. Etwas zu wagen, ist wichtiger als alles andere. Das ist auch Erfolg für mich. Und man muss das machen, wozu man Lust hat. Man darf sich da nicht einschränken lassen. Ich liebe es, straight nach meiner Meinung zu hantieren und zu arbeiten.

Was ist für dich das Besondere an 40 Stunden?

Für mich ist die Authentizität das Besondere. Es wird nichts gestellt, weder in den Texten noch in den Bildern. Es wird offen gesprochen und gesagt, was gut ist und was nicht so gut ist. 40 Stunden macht kein Chichi.

Welches ist dein Lieblingsinterview?

Das mit dem LKW-Fahrer. Es war ein Kindheitstraum von mir, selber Trucker zu werden. Das wissen aber nur ganz wenige Menschen von mir. Und jetzt bin ich ganz froh, dass ich es nicht geworden bin. Ich mag es, loszufahren und unterwegs zu sein, aber die Einsamkeit mag ich nicht. Ich mag zwar die Ruhe und brauche sie auch, aber ich brauche auch Menschen um mich – viele Menschen. Ich muss reden können, sagen können, was ich mag. Das kannst du nicht, wenn du acht Stunden hinterm Steuer sitzt.

Wir sind auch ganz froh, dass du Fotograf geworden bist! Letzte Frage: Wenn 40 Stunden ein Tier wäre und einen Lieblingssong hätte, was wäre das dann?

40 Stunden wäre ein Vogel. Definitiv. Boah und welcher Titel? Das ist schwer. Wahrscheinlich wäre 40 Stunden Rio Reiser mit „Wovon träumst du?“.

 

Flatlay Stefan Roehl

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