Journalist Cordt Schnibben

Im Journalismus hat sich irgendwann eine Verfettung breit gemacht.

Journalist Cordt Schnibben
Journalist_CordtSchnibben sitz am Fenster

Cordt Schnibben ist Journalist beim SPIEGEL. Wobei er sagen würde, dass er Reporter ist. Oder ein ehemaliger linker Weltverbesserer, einer der die goldene Zeit im Journalismus noch miterlebt hat, ein Bremer in Hamburg – und das als Fußballfan. Ein Gespräch über den Alkoholismus der Branche, Eitelkeit und die Annäherung an das eigene Ich.

Wenn du ich wärst und ich du: Was wäre die erste Frage, die du mir in diesem Interview stellen würdest?

Das ist ja raffiniert. Aber nee, lass uns das anders machen: Ich interviewe dich!

Nee… Wir drehen die Rollen um. Ich bin nämlich jetzt der Chef und stelle die Fragen.

Okay, Chef! Also, was würde ich mich fragen?

Genau.

Dann würde ich mich fragen: Was soll der Scheiß? Oder anders formuliert: Würdest du heute immer noch Journalist werden?

Und? Würdest du?

Hm, ich bin unsicher. Zum einen gehen uns immer mehr Leser verloren, weil sie sich lieber abseits der Medien informieren. Ich spüre dieses Misstrauen, und das nimmt mir die Lust am Journalismus. Zum anderen treffe ich immer mehr Journalisten, die sind Mitte fünfzig und denken laut über den Vorruhestand nach. Überleg dir das mal: Ein Journalist, der mit Mitte fünfzig über den Vorruhestand nachdenkt, der hat vor 30 Jahren definitiv den falschen Beruf gewählt.

Das musst du mir erklären.

Das ist jetzt eine Phrase und trotzdem: Das Schreiben ist doch Leidenschaft. Du willst dich ausdrücken. Du kannst dir das Recht zu schreiben doch nicht abkaufen lassen, nur damit du jetzt deine Rente sicherst.

Naja, aber man könnte doch sagen: Schreiben können sie noch, nur nicht mehr veröffentlichen.

Ja, genau. Und so machen sie sich selber irrelevant. Sie erreichen niemanden mehr.

Ist es dann nicht weniger eine Leidenschaft für das Schreiben als viel mehr eine Leidenschaft für das Gehörtwerden?

Ja, sicher. Das gehört dazu. Ein Journalist will schreiben, um Menschen zu erreichen, um sie von irgendwas zu überzeugen.

Ich höre da ein Quäntchen journalistische Eitelkeit schreien.

Quäntchen? Ha! Das ist ein Riesenquantum.

40 Stunden - Schnibben im Interview mit Julia

Deine Deutschnote im Abi?

Wahrscheinlich eine Drei. Dazu gibt es eine Geschichte: Mir wurde der Theodor-Wolff-Preis verliehen, auf einer Veranstaltung des Zeitungsverleger-Verbandes. Bei der Verleihung waren allerhand Gäste geladen, unter anderen der Vorsitzende des Philologenverbands: der kleine Herr Meier – mein alter Deutschlehrer. Der kam auf mich zu, freute sich mehr als ich und sagte: „Mensch, Herr Schnibben, das hätte man damals aber nicht für möglich gehalten, dass wir uns hier mal treffen.“

Und welcher Deutschfehler lässt dich heute selber ausflippen?

Es nervt mich, wenn Journalistenschüler oder auch Redakteure nicht in der Lage sind, sich die 15 Regeln der Zeichensetzung zu merken.

Sind das echt 15 Stück?

Keine Ahnung, vielleicht sind es auch 13 oder 17. Kannst du die etwa auch nicht?

Bevor du hier wieder übernimmst: Warum bist du erst im zweiten Anlauf bei der Henri Nannen Schule genommen worden?

Im ersten Anlauf war ich in vielen Sachen einfach nicht gut genug. Ich bin 27. geworden und nur 20 wurden genommen. Wenn man damals – Anfang der 80er – knapp verloren hatte, bekam man Angebote von Werbeagenturen, die sich um junge Texter rissen. So bin ich dann nach Frankfurt zu Ogilvy & Mather gekommen und habe in der Werbung gearbeitet. Das war eine sehr schöne Zeit, die bis zur nächsten Prüfung bei der Nannen- Schule dauerte. Beim zweiten Mal bin ich dann genommen worden. Und zwar nicht, weil ich inzwischen schlauer war oder gar besser schreiben konnte. Es lag nur an einem Grund: Henri Nannen fragte mich in der Befragungsrunde: „Sagen Sie mal, Herr Schnibben, was verdienen Sie denn jetzt in der Werbung?“ Ich antwortete: „7.600 Mark.“ Und er: „Sie wissen aber, was Sie hier kriegen werden?“ Ja, das wusste ich. „Das heißt, Sie verzichten zukünftig auf 6.000 Mark im Monat, um Journalist zu werden.“ Ich nickte. In dem Moment sah ich, wie die neun Journalisten der Aufnahme-Jury ihre Häkchen hinter meinen Namen machten. Ich habe mir meinen Platz also mit Geld erkauft, mit dem Verzicht auf Geld.

Warum wolltest du damals unbedingt Journalist werden?

Weil ich früher so ein linker, hundertprozentiger Weltveränderer war, der allerdings absehen konnte, dass das mit der großen Revolution nichts wird. So habe ich also diesen Beruf ergriffen, am Anfang wollte ich vor allem missionieren. Das merkt man meinen frühen Texten auch an. Ich hatte diesen Ehrgeiz und wollte zu viel. Ich wollte keine Weltrevolution mehr anzetteln, aber das Credo war schon, die Schwachen zu stärken und die Starken zu schwächen. Später habe ich dann begriffen, dass Weltbetrachtung für einen Journalisten produktiver und kreativer ist als Weltanschauung.

Mittlerweile bist du Reporter beim SPIEGEL. Wie würdest du einem Neunjährigen erklären, was ein Reporter ist?

Ich würde sagen: „Pass mal auf, Reportersein ist etwas ganz Tolles. Du reist durch die Welt und machst das, was du am liebsten magst: mit Leuten reden und sie Sachen fragen. Du kannst Leute fragen, die du als Nicht-Reporter niemals treffen würdest, zum Beispiel Ronaldo oder Messi. Du darfst die ohne Ende ausquetschen. Dann kommst du nach Hause und darfst aufschreiben, was du von denen gehört hast und was du über die denkst. Eigentlich bist du dein eigener Herr. Aber das ist leider nicht die ganze Wahrheit. Es quatschen dir dann immer noch Ressortleiter und Chefredakteure rein.“

Du hast eben über das Missionarische in deinen frühen Texten gesprochen. Ein unglaublicher Drang also, der Welt mitzuteilen, was man selber denkt – sich selbst wichtig zu nehmen. In deinem Text „Die Arroganz des Wortes“, erschienen in der NZZ, schreibst du weiter: „Reporter zu sein ist mehr, als neugierig zu sein, zu recherchieren und mit Worten zu kämpfen. Die meisten Reporter sind auf einer lebenslangen Expeditionsreise zu sich selbst, jede Story ist eine Etappe der Selbsterkenntnis. Kurioserweise kommt aber nur der ans Ziel, der sich mehr für andere Menschen interessiert als für sich selbst. Man darf kein Angeber sein, der andere einschüchtert – dann erfährt man nichts.“ Wie viel eigene Psychoanalyse darf man dem Leser eigentlich zumuten?

Zwei Punkte. Zum einen: Warum interessiere ich mich für andere Menschen? Warum fliege ich für zwei, drei Wochen in ein bolivianisches Dorf, um dort mit einer Frau zu sprechen, die mal vor dreißig Jahren Che Guevara die Haare gewaschen hat. Als Nicht-Journalist würdest du sagen: „Was für ein Quatsch, bleib zu Hause und wasch deinen Kindern die Haare.“ Ich glaube aber, dass in mir auch irgendetwas von Che Guevara ist. Eine besondere Haltung der Welt gegenüber. Und nun will ich von dieser Frau wissen, wie sie ihn erlebt hat und wie sie ihn empfand. Indem ich auf diesem Weg etwas über Che Guevara erfahre, erfahre ich auch etwas über mich selbst. Im Nachhinein betrachtet, habe ich mir oft Themen gesucht, die auch immer etwas mit mir zu tun hatten, ohne, dass ich es zu dem Zeitpunkt schon gewusst hatte: Krieg, das Verhältnis zu den Eltern, Missbrauch. Es gab immer das irre Motiv, mich in die Geschichten anderer Menschen hinein zu arbeiten, weil ich mir selbst nicht zu nahe kommen wollte.

Um deine eigene Geschichte zu ergründen?

Ja. Aber die eigene Geschichte zu ergründen, das ist als Motiv eine Erkenntnis im Rückblick, und war mir damals nicht bewusst. Früher hätte ich dir gesagt, dass das einfach nur eine super Story ist.

Und der andere Punkt: Sich selber wichtig nehmen und angeben.

Dieser Punkt ist Handwerk. Wenn du den Leuten, mit denen du redest, das Gefühl gibst, du bist schlauer als sie, dann erfährst du nichts. Du musst den Menschen immer das Gefühl geben, dass du neugierig bist und etwas erfahren willst. Der Reporter, der als Poser und Angeber agiert, wird schlechte Geschichten schreiben.

Warum lieben die Menschen gute Geschichten?

Erstens, um sich zu unterhalten. Zweitens, um vor allem etwas Spannendes zu lesen. Und drittens, um etwas über sich zu lernen. Indem ich Geschichten lese, in denen ich erfahre, wie sich andere verhalten haben, reibe ich mich daran. Hätte ich das auch so gemacht? Warum hätte ich es anders gemacht? Dieses Motiv, etwas über sich selber wissen zu wollen, ist natürlich auch beim Leser verbreitet.

Deine Geschichten werden millionenfach gelesen: Nimmst du diese Aufmerksamkeit der Leser nach Jahren immer noch als Ehre wahr oder wird das normal?

Nein, das wird nie normal. Mein Schwiegervater war Hanns Joachim Friedrichs, zuletzt Tagesthemen-Moderator. Und obwohl er das seit Jahrzehnten machte, gehörte es für ihn dazu, jeden Tag nach der Sendung von seiner Frau und seinen Freunden zu hören, wie er war. Das ist bei schreibenden Journalisten auch so, nur nicht so direkt.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass uns die Eitelkeit in diesem Gespräch verfolgt und dieser Beruf geradezu eine Schanze ist, um in dieses Gefühl zu fliegen. Im hohen Bogen. Oder? Auf Youtube gibt es ein Interview mit dir, da sagt der Reporter: „Ich spreche mit Cordt Schnibben, der Reporterlegende vom SPIEGEL.“ Ich schaute in dein Gesicht und sah keine Regung und dachte: Entweder er sieht sich selber so oder der Titel geht ihm am Arsch vorbei.

Es geht mir am Arsch vorbei. Was ist denn eine Legende? Nur einer, der schon lange schreibt. Wenn, dann gilt das für die, die mich schon lange lesen. Aber spätestens für dich bin ich keine Legende. Du hast mich gegoogelt und weißt ein bisschen was über mich. Ich bin keine Legende, weil du meine Geschichten gar nicht kennst.

Ich weiß, dass du Fußballfan bist.

Das stimmt.

Ronaldo oder Messi?

Messi!

Werder oder HSV?

Was für eine Frage: Werder.

Wer ist schlimmer: Der PR-Berater oder der Blogger?

Ach, da will ich nicht urteilen. Letztlich haben beide ihren Weg gefunden, sich durchzuschlagen. Journalisten gehen ja nicht in die PR, weil sie das toll finden, sondern weil sie in ihrem eigentlichen Job nicht genug Geld zusammen kriegen. Und Blogger? Das sind ehrgeizige Menschen, getrieben von der Sehnsucht nach wichtigen Texten. Die guten sind hervorragende Journalisten. Was sollte ich gegen sie haben?

Als ich vor einigen Jahren Journalistik studierte, waren für einige unserer Profs, die die alte Gatekeeper-Theorie lehrten, die Blogger noch die spinnerten Rebellen und Eh-Nicht-Schreiben-Könner – irgendwie Eindringlinge in ein heiliges System. Und nach deren Definition bin ich heute eben Blogger und kein „richtiger“ Journalist.

Und? Die Übergänge sind fließend.

Außerdem wurde ich vor allem in einer kleinen Redaktion im Münsterland sozialisiert. Choleriker, Menschen, kurz vor der Rente mit finsteren Gesichtern und unzählige Diven. Das hat mich nachhaltig eingeschüchtert und Journalist wollte ich auf keinen Fall mehr werden.

Im Journalismus hat sich irgendwann eine Verfettung breit gemacht, vor allem in der Wochen- und Monatspresse und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Man konnte toll Essen gehen und super Reisen machen. Irgendwann haben manche Journalisten aufgehört, die Vorzüge, die man in diesem Beruf hat, als Bedingung dafür zu begreifen, gut zu recherchieren und gekonnt zu erzählen. Wenn man sich davon belästigt fühlt, dass der Chefredakteur mit einem Thema anruft, weil man es sich in seinem privilegierten Leben so schön gemütlich gemacht hat, dann wird es natürlich pervers. Irgendwann kippt dann dieser Beruf. Das ist leider in den letzten Jahren bei vielen Leuten passiert. Was zum Glück weitestgehend ausgerottet ist, ist der Alkoholismus.

War das wirklich so?

Hier im SPIEGEL war das früher üblich. Ab vier Uhr ging die Sekretärin mit Wein rum, in manchen Ressorts.

40 Stunden - Spiegel-Bar

Aber warum?

Weil man im Prinzip zu wenig zu tun hatte. Und weil man es sich erlauben konnte. Außerdem fand man es schick. Es war das Verhalten eines Bohemiens. Man fühlte sich nicht wie ein Redakteur, also wie ein Arbeiter. Man führte einfach ein tolles Leben und schrieb nebenbei ein bisschen.

Die guten alten Zeiten. Was bedeutet heute Erfolg für dich?

Anerkennung für die eigene Arbeit. Geld. Es ist wichtig, dass ich das Gefühl habe, dass das, was ich dem Unternehmen gebe, ich auch zurück kriege. Und wenn das gut läuft, ist Erfolg auch eine Basis dafür, mit anderen zu teilen. Als Reporter bist du eigentlich Einzelgänger. Aber oft ist man besser und erfolgreicher, wenn man sich zusammen tut. So sind viele gute Stories über den 11. September, den Irakkrieg, die Finanzkrise und andere Themen entstanden. Über Themen vor allem, die für einen Reporter viel zu komplex sind.

Was lehrt dich dein Beruf?

Dankbarkeit. Und die Einsicht, immer noch zu wenig zu wissen.

Ich habe dich am Anfang gefragt, welche Frage du zuerst gestellt hättest. Welche würdest du denn jetzt raus streichen?

Ich kann mich gar nicht mehr an alle erinnern. Aber wahrscheinlich keine, weil alle irgendwie gut waren.

Kontakt zu Cordt Schnibben: SPIEGEL

40 Stunden - Schnibben im Sessel gestikulierend

40 Stunden - Kollage - Schnibben in seinem Büro und Bücherflut

40 Stunden - Julia und Schnibben über ihren Handys

40 Stunden - Blick ins Spiegel-Gebäude

40 Stunden - Cordt Schnibben - Journalist

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Julia Kottkamp Gründerin und Autorin Julia Kottkamp

Julia hat Journalistik studiert und arbeitet freiberuflich als Kommunikationsberaterin und Sparringspartner in Organisationsentwicklungsprozessen. In ihrer Arbeit geht es immer um das Gespräch mit Menschen. Zuhören, verstehen und daraus Kommunikation für Klarheit entwickeln.

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Romy Geßner Fotografie Romy Geßner

Romy ist freiberufliche Fotografin und Diplom-Übersetzerin. Ihre große Leidenschaft sind Bilder von Menschen in ihrer Arbeitsumgebung. Sie steht für authentische Portrait- und Businessfotografie und sie liebt Reportagen.

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16 Kommentare

  1. „Ein Journalist will schreiben, um Menschen zu erreichen, um sie von irgendwas zu überzeugen.“ In dieser Oberlehrer-Liga mag es die „Verfetteten“ wahrscheinlich geben. Alle drunter, die Wasserwerker, die z.B. einfach nur für saubere Nachrichten sorgen, sind dann sicher keine Journalisten mehr, die erzählen ja keine preiswürdigen Geschichten usw. In dieser Weinliga der großen Reportagewelt ist es dann natürlich einfach, sich über die in der Wasserwerk-Liga zu erheben – ohne ein Wort zu verlieren über Arbeitsbedingungen und Finanzen. Die haben dann mal den „falschen Beruf gewählt“, wenn sie nun obwohl womöglich gute Journalisten nach zu vielen Jahren und zuvielen dem Burnout zum Opfer gefallenen Kollegen links und rechts des Wegs nur noch dem irren Widerspruch zwischen Maßstäben und Materialbergen entkommen wollen, um ein paar Jahre Leben zu haben.
    Süffig von oben herab geurteilt und so viel harte Realität ausgeblendet, wie er sie in einer Reportage hoffentlich nicht ausblenden würde. Schade 🙁

    1. Danke, für deinen kritischen Beitrag.

  2. 9. September 2016 Martina sagt:

    Hinter dem „Danke“ macht man kein Komma.

    Was ist das für eine aparte z.T. informationslose Bebilderung, insbesondere der Blick ins edle rote Interieur ?

    1. Danke! 😉

    2. 12. September 2016 designfreund sagt:

      Das „edle rote Interieur“ ist natürlich der letzte Rest der berühmten SPIEGEL-Kantine, inzwischen zu bewundern im MKG: „Die inzwischen denkmalgeschützte, legendäre Panton-Kantine aus dem alten SPIEGEL-Haus wird dauerhaft im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg untergebracht. Dort wird sie ab Sommer 2012 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aber auch die SPIEGEL-Mitarbeiter müssen in Zukunft nicht auf das Panton-Design verzichten: In der 5. Etage, im so genannten „Fenster zur Stadt“ an der Nordseite des Gebäudes, erstrahlt auf 100 Quadratmetern die neue Snackbar, und zwar mit ausgewählten Elementen der alten: bunte Wandleuchten, violette Stoffprismen und Pendellampen öffnen das Gebäude nach innen und schaffen interessante Einblicke für Passanten.“ (Quelle: SPIEGEL-Gruppe)

  3. Habe mal gelesen, dass beim Spiegel die Hälfte der geschriebenen Geschichten nicht gedruckt, sondern weggeworfen wird. Deshalb vielleicht der Wein.

    1. Das fragen wir dann beim nächsten Mal. 😉

  4. 11. September 2016 Michael Lang sagt:

    „Ein Journalist will schreiben, um Menschen zu erreichen, um sie von irgendwas zu überzeugen.“ Wer so denkt, sollte Prediger werden, nicht Journalist. Ein Journalist sollte nicht überzeugen, sondern informieren und aufklären wollen. Die Prediger unter uns Journalisten, die gerne auch mal Fakten weglassen oder zurecht biegen, wenn sie nicht zu ihrer Überzeugung passen, sind für den Vertrauensverlust bei den Lesern verantwortlich.

    1. Diese Prediger haben als Kommentatoren durchaus ihre Berechtigung. Für den Vertrauensverlust ist eher die Tendenz verantwortlich, Meinungs- und Nachrichtenelemente in einem Medium nicht mehr strikt zu trennen.

  5. Sicherlich gibt es Missstände bezüglich Arbeitsbedingungen im Journalismus, so wie es in den meisten Berufen der Fall ist. Der Artikel beleuchtet diese Themen kaum, aber das ist ja gar nicht Aufgabe dieses Interviews. So wie ich den Blog verstehe, geht es darum, was Menschen im Beruf antreibt. Es geht um Ideale und die persönliche Definition von Erfolg. Das ist es, was ich an diesem Blog so sehr mag und weswegen ich es jedes Mal kaum erwarten kann, das neuste Interview zu lesen. Ob Architekt, Hebamme oder Klofrau: Die Interviews lenken den Fokus auf tolle Persönlichkeiten, die in ihrem Beruf einen kleinen oder großen Beitrag leisten. Und das finde ich viel spannender als nur Missstände anzuprangern. Vielen Dank und weiter so! 🙂

    1. Da verstehen wir diesen Blog ähnlich – wobei er auch nicht unkritisch sein soll. Danke – so oder so – für das schöne Feedback.

  6. Linke Weltverbesserer, die auf Geld verzichtet, weil sie Missionar sein möchten, um Menschen zu beeinflussen bzw. zu manipulieren…. Cordt Schnibben nimmt ehrlich kein Blatt vor dem Mund, und beschreibt sehr treffend den Typ des ideologischen machtbesoffenen Journalisten, der in vielen Mainstream-Medien vorherrscht, und denen wir einen unkritischen Willkommens-Journalismus verdanken. Von seinem Mentor Friedrichs wird häufig der Satz zitiert „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“ Leider spiegelt sich dieses Berufsethos in der selbsternannten „Qualitätspresse“ kaum noch wieder.

  7. Irgendwas scheint da bei der Verlinkung der ähnlichen Beiträge nicht zu stimmen.

    Das Interview an sich fand ich interessant, allerdings hat das mit dem heutigen Alltag von Journalisten wohl nur noch in den wenigsten Fällen etwas zu tun. Das er die „goldenen Zeiten“ noch miterlebt hat, sei ihm aber gegönnt.

    1. Danke für den Hinweis. Funktioniert nur, wenn man auf die Bilder klickt aber nicht, wenn man über die Überschrift geht. Wir fixen das!

  8. 14. September 2016 Arne Flügge sagt:

    Lieber HarryM. Ich bin seit über 30 Jahren Sportredakteur. Ich habe 16 Jahre lang als Werder-Reporter zwischen 1996 und 2012 mit den Bremern alles erlebt. Zig Trainer, Abstiegskampf und dann die goldenen Zeiten mit Pokalsiegen und dem Double 2004. Wir waren bei weitem keine ideologisch machtbesessenen Reporter schon gar nicht machtbesoffen. Als Tageszeitung arbeitest du unter einem Druck, den du wahrscheinlich nie kennengelernt hast. Mit dem Abpfiff muss alles raus sein, denn um 22.30 Uhr ist Andruck.Spielschluss: meistens 22.20. Cord habe ich währen meiner Reisen stets als tollen, hilfsbereiten und kommunikativen Kollegen kennen und schätzen gelernt

  9. 14. September 2016 Argonautiker sagt:

    Eine wichtige Frage hätte ich noch, die meines Erachtens einem Spiegel Journalisten gestellt gehörte:
    Was ist dran an der „Lügenpresse“?

    Eine Antwort hätte ich auch noch:

    Eine ergebnisoffene Recherche hat es bei großen Blättern noch nie gegeben. Es gab immer einen Chefredakteur, und der hatte Verpflichtungen gegenüber dem Herausgeber, und dieser hatte, seit der aus steuerlichen Gründen auf Schulden geführten Geschäftsführung, ein Abhängigkeitsverhältnis zum Kreditgeber und zum Leser.

    Aber was erwartet der Leser? Ist ein gelenkter Journalismus also etwas so ungewöhnlich? Nein, denn wenn man bei VW arbeitet, kann man da auch kein Auto zusammenschrauben, auf das man gerade Lust hätte. Man läßt den Mitarbeitern auch da nur freie Hand, wenn sie Lust haben VWs zusammenzuschrauben, oder Veränderungen, die sie neu einzubringen gedenken, in deren Interesse stehen. Das ist aber nicht nur bei Journalisten und VW so, sondern wird überall im Angestellten Verhältnis so betrieben.

    Das Problem, was im Journalismus also herrscht, ist die Unselbständigkeit. Schreiben was man will kann man eben nur, wenn man selbstständig ist, und selbst dann wird man schnell da landen, daß man schreibt, was gelesen werden will, weil man es sonst nicht verkauft bekommt.

    Berufsmäßiger Journalismus konnte also noch nie ein Hort der Wahrheitsbeschreibung sein, sondern war immer ein Ort, an dem das gefunden wurde, was man gerne als Wahrheit gehabt hätte. Lügt der Spiegel also? Natürlich, weil ein Spiegel nun mal nicht in der Lage ist, die Wirklichkeit darzustellen, ein Spiegelbild ist immer nur das Abbild dessen, was derjenige, der in den Spiegel schaut, gerne sehen möchte.

    Beste Grüße

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